Kara verachtet feste harte Dinge, die sie nicht zwischen ihren Fingern zerkleinern und zerdrücken kann. Kaugummi, Kerzenwachs, selbst Brotkrumen, die sie anfeuchtet und weich in den Fingern rollt und reibt, machen ihr Freude. Am liebsten hat sie Salz- oder Sesamstangen, von denen sie nur kleine Stückchen abknabbert und zwischen ihren Vorderzähnen zerkaut und die sie dann wieder herausnimmt, und, feucht und weich, so lange zwischen ihren Fingern zerdrückt, bis sie kleine Kügelchen oder Würmchen daraus formen kann. Karas Freundschaft mit solchen Dingen ist sehr alt. Schon als Kind hatte sie mit dem Zupfen und Zwirbeln und Verknoten angefangen. Damals schon rupfte sie kleine Fädchen aus dem Schafsfell heraus, das zu Hause auf dem Sofa des Wohnzimmers lag. Sie zupfte und rieb die Fädchen und machte kleine Knötchen hinein und rupfte die Knötchen auseinander und ließ sie fallen. Kara pflegt ihre Freundschaften mit den Dingen in ihrem Leben sorgfältiger als die mit den Menschen. Auf immer verlorene Dinge, die sie liebte, schmerzen sie mehr als der Verlust von Freunden. Liebe niemals etwas, woran du zu sehr Erinnerung gebunden hast, denn wenn du es verlierst, ersetzt nichts es jemals vollständig. Aber Freundschaften mit Menschen lassen sich ersetzen, neu finden oder knüpfen wie die Knödel und Knoten ihrer komischen oder lästigen Neigung.
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