Der dreizehnjährige Ömer will Staatsanwalt oder Schneider werden. Er lebt mit seiner Familie in der alten Handels- und Pilgerstadt Urfa in Südostanatolien nahe der syrischen Grenze. Vormittags geht er zur Schule und paukt englisch, nachmittags arbeitet er in der Schneiderei seines Vaters im „Gümrük Han“, einer 500 Jahre alten ehemaligen Karawanserei mitten im Basar von Urfa.
Dieser orientalische Markt gilt als einer der schönsten des Landes und präsentiert sich als so altertümliches wie funktionierendes Gefüge der patriarchalischen islamischen Gesellschaft, das sich seine männlichen Stützen schon früh heranzieht. Auch Ömers Freunde arbeiten hier, verkaufen Sesambrezeln, räumen Teegläser ab und säubern Wasserpfeifen, während die Mädchen nachmittags am öffentlichen Leben nicht teilnehmen und zu Hause helfen müssen.
Zwischen Tradition und Moderne
Gerade im alten Urfa wird die türkische Sonderstellung zwischen westlicher Moderne und orientalischer Tradition überdeutlich. So geht Ömers Schwester zwar ganz selbstverständlich zur Schule, seine Mutter aber meidet die Kamera, weil sich eine islamische Frau nicht im Fernsehen zeigen sollte.
In ein paar Jahren wird sich Ömer entscheiden müssen, zu welcher Welt er gehören möchte. Entweder er geht in die Hauptstadt und wird Staatsanwalt oder er sorgt im väterlichen Laden für Ordnung und ein gutes Auskommen.
Das allerdings ist nur möglich, wenn die türkische Handarbeit in Urfa gegenüber der Billigware aus Fernost konkurrenzfähig bleibt.
Links: Website Hans Guttner
Genre(s): documentary