Große Städte sind Orte, wo Fremde sich treffen. Wie ist das Zusammenleben mit Fremden in unserer Kultur organisiert – und in anderen Kulturen? Werner Schiffauers Kulturvergleich gibt uns die Chance, das Eigene aus der Perspektive des Anderen neu wahrzunehmen.Hauptmotiv der Essays des in Frankfurt an der Oder lehrenden Kulturanthropologen Werner Schiffauer (vergleiche ‘Die Gewalt der Ehre – Erklärungen zu einem deutsch-türkischen Sexualkonflikt’) ist die Frage nach der Stellung des Fremden in der Zivilgesellschaft. Diese Frage hat ihren Ausgangspunkt in der Beobachtung, daß die europäischen Gesellschaften immer wieder zum Schauplatz der Gewalt gegen Fremde werden: Im Vergleich zu anderen Kulturen zeigt sich, daß die ‘civil society’ keineswegs das Bollwerk gegen Rassismus und Fremdenhaß ist, als das sie sich gern sieht. Das zweite Motiv bildet die Frage nach der Kultur der Großstadt. Große Städte sind, Richard Sennett folgend, Orte, wo Fremde sich treffen. Wie also, läßt sich fragen, ist das Zusammenleben von Fremden in ihnen organisiert? Das dritte Motiv schließlich besteht in der Frage nach der Kultur als analytischem Konzept. Kulturvergleich, wie Schiffauer ihn in diesen von konkreten Beispielen lebenden Essays unternimmt, bietet die Chance, das Eigene aus der Perspektive des anderen wahrzunehmen. Der kulturvergleichende Blick verfremdet und verunsichert. Er klärt auf, indem er mit gewohnten Denkmustern bricht.
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