Die mystische Dichtung Yunus Emres zählt zu den Grundpfeilern der türkischen Literatur. Er war im 13./14. Jahrhundert einer der ersten Dichter, die die türkische Volkssprache benutzten und eine Symbiose zwischen den islamischen und türkischen Traditionen verwirklichten. Deshalb wurde er von den städtischen kulturellen Kreisen mehr oder minder übersehen, während seine Gedichte auf dem Lande von Mund zu Mund gesprochen, gesungen und so erhalten wurden. Erst nach Ausrufung der Republik und der kulturellen Neuorientierung der türkischen Gesellschaft wurde Emre als einer der größten türkischen Dichter gewürdigt, sein Einfluß auf die gesamte Volksdichtung sichtbar. Auch die moderne türkische Lyrik sieht in ihm ein wichtiges Vorbild, einen Meister der Sprache und des lakonischen Gedichtes. Yunus Emre gelang es, die komplizierten Glaubensvorstellungen der islamischen Mystik in klaren und eindringlichen Bildern auszudrücken. Seine humanistische Haltung und sein auf Gottesliebe konzentrierter Glaube machen ihn zu einem universellen Dichter.
Yunus Emre wurde den Überlieferungen und Legenden nach Mitte des 13. Jhds. in Mittelanatolien als Bauernsohn geboren, trat in die Dienste eines Scheichs und wanderte als Derwisch durch ganz Vorderasien. Er ist einer der großen Denker der islamischen Aufklärung. Noch heute pilgern Menschen zu seinem Grab.
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