Hörspiele zum NSU-Verbrechen: Teil III – Einblick in die Perspektive der Opfer

In the last installment of our three-part series on the NSU trial, guest columnist Monika Preuß focuses on the personal narratives of the victims of crimes committed by NSU members. You can read this post in English translation here

The first installment of the series, an introduction to the NSU trials and the major radio plays on the topic, is available in English and German. The second installment on the creative use of polyphonic narrative structures in radio plays is also published in English and German.

„Vergesst mich nicht“ (2016) basiert auf dem Drehbuch der ARD Trilogie „Die Opfer – Vergesst mich nicht“ und dem Buch Schmerzliche Heimat: Deutschland und der Mord an meinem Vater von Semiya Şimşek und Peter Schwarz. Die 14-jährige Semiya Simsek wird von ihrem Vater Enver Şimşek ins Internat gefahren. Einen Tag später ist er tot, ermordet von Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt. Die Familie gerät unter Verdacht, wird verhört und überwacht. Dies ist für die Familie eine große Belastung. In die Richtung eines rechtsextremen Hintergrunds wird lange nicht ermittelt. Dieses Hörspiel ist das persönlichste aller genannten Hörspiele und kann sich einen distanzierten Blick und das Spiel der Stimmen wie viele der Stücke über den Gerichtsprozess nutzen, nicht leisten. Vielmehr stehen die Ereignisse und die damit verbundenen Erschütterungen im Vordergrund.

Tuğsal Moğuls „Auch Deutsche unter den Opfern“ (2017) basiert auf einem Theaterstück gleichen Namens. Die Universalität des rechten Terrors wird verdeutlicht durch die Aufzählung von Opfern, nicht nur der NSU-Morde, sondern auch weiterer rechter Gewalttaten, wie z.B. der Brandanschläge auf Asylheime. (vgl. 01:29ff.). Zwei Sprecher und eine Sprecherin stellen u.a. auch auf der Basis von Ermittlungsakten und Prozessprotokollen die Mordopfer des NSU in den Vordergrund und zeigen die Widersprüche und die rassistischen Muster während der Ermittlungen auf, und wie sie durch die mediale Berichterstattung reproduziert wurden. Märchenhafte Erzählstrukturen offenbaren die Absurdität mancher Ermittlungsfehler (vgl. 21:27ff.). Rap-Strukturen werden genutzt, um den Einsatz von V-Männern zu hinterfragen (vgl. 24:55ff.).

„Blumen für Otello. Über die Verbrechen von Jena“ (2014) von Esther Dischereit ist eine Adaption des Romans Blumen für Otello – Über die Verbrechen von Jena: Klagelieder und wurde für den Deutschen Hörspielpreis der ARD nominiert. In sehr ruhigen Szenen werden sowohl das Umfeld der Täter als auch die Opfer und die Hinterbliebenen zu einem ebenfalls sehr nachdenklich machenden Gesamtkunstwerk zusammengefügt.

In Maja Das Guptas „Weil Deutschland doch ein Rechtsstaat ist“ (2016) schreibt die Studentin Amide in einem Blog über „Rassismus in der Polizeiarbeit“ über das Verfahren. Mit dem jungen Polizisten Marc kommt sie ins Gespräch. Dieses Stück unterscheidet sich deutlich von den anderen Hörspielen. Es bleibt nicht nur bei den Diskussionen zwischen Amide und Marc. Zusammen mit Andrea, einer Freundin von Amide, entscheiden sie sich, einige Dokumente zu stehlen. Es wird brenzlig und das Ende bleibt offen.

Hörspiele, Texte und Materialien

Das Gupta, Maja: Weil Deutschland doch ein Rechtsstaat ist. Südwestrundfunk 2016. Das Manuskript ist abrufbar unter: https://www.swr.de/swr2/programm/broadcastcontrib-swr-20642.html.

Dischereit, Esther: Blumen für Otello. Über die Verbrechen von Jena. Deutschlandradio 2014. Abrufbar unter: https://www.deutschlandfunkkultur.de/hoerspielszenen-zu-den-nsu-morden-blumen-fuer-otello.3684.de.html?dram:article_id=453381

Dischereit, Esther: Blumen für Otello. Über die Verbrechen von Jena. Klagelieder. Zürich 2014.

Moğul, Tuğsal: Auch Deutsche unter den Opfern. Westdeutscher Rundfunk 2017. Abrufbar unter:  https://www.radio-today.de/hoerspiel-download.php?Seite=7&Play=6104&Hoerspiel=Auch+Deutsche+unter+den+Opfern

Şimşek, Semiya: Vergesst mich nicht. Norddeutscher Rundfunk/ Rundfunk Berlin-Brandenburg 2016. Ein Teil des Hörspiels ist abrufbar unter: https://www.srf.ch/audio/hoerspiel/vergesst-mich-nicht-nach-dem-drehbuch-von-laila-stieler?id=11262534

Şimşek, Semiya/ Schwarz, Peter: Schmerzliche Heimat. Deutschland und der Mord an meinem Vater. Berlin 2013.

Die Opfer – Vergesst mich nicht (Feature zum Film): https://www.goldenekamera.de/tv/article215165483/Featurette-zur-Mitten-in-Deutschland-NSU-Episode-Die-Opfer-Vergesst-mich-nicht-2016.html

About Qingyang Freya Zhou

Qingyang Freya Zhou is a PhD candidate in German Studies, with a Designated Emphasis in Film Studies, at UC Berkeley. Her research focuses on the intersections between socialist internationalism and postcolonial studies, particularly the literary and cinematic interactions between Germany and East Asia during the Cold War and beyond.
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